Von großen Reichweiten träumen viele – nur wenige erreichen sie, die allerwenigsten organisch, also ohne Geld darauf verwenden zu müssen und Zahlen zu manipulieren. Dabei ist es weder Zufall, wenn Inhalte gut angekommen und viele Menschen erreichen, noch Glück. Es erfordert viel Vorarbeit und die richtige Methode. Wie du eine hohe Reichweite erreichen kannst, obwohl dein Account noch klein ist, erkläre ich dir in diesem Artikel.
Instagram: Was bedeutet Reichweite?
Reichweite ist etwas, was unabhängig von der Anzahl der Follower passiert. Sie kann spontan hoch ausfallen, wenn das Thema stimmt. Reichweite ist auch nicht die Anzahl an Likes und Kommentaren, auch wenn man daran sehen kann, ob ein Inhalt erfolgreich ist. Vorausgesetzt natürlich, dass sie nicht gekauft oder ertauscht wurden.
Die Reichweite kann nur insofern manipuliert werden, als dass du selbstverständlich immer Geld dafür einsetzen kannst, dass man deinen Inhalt als Werbung gekennzeichnet in sozialen Netzwerken ausspielt. An und für sich kein Problem, wenn du weiterhin dafür bezahlen möchtest. Ich aber setze lieber meinen Hirnschmalz ein als Geld und finde dank meiner simplen Methode und meiner mehr als 10-jährigen Erfahrung im Bereich des Publishing Themen, die Menschen bewegen.
Reichweite und Viralität
Fast jeder denkt, dass die Anzahl der Follower die Reichweite ausmacht. Das tut sie nicht. Ein Account kann 40.000 Follower haben und eine Reichweite im zweistelligen Bereich. Versteh mich nicht falsch, eine zweistellige Reichweite kann vollkommen ausreichend sein. Nicht aber in einem Massenmarkt wie Mode, Beauty, Lifestyle oder Food. In letzterem habe ich mit einem einzigen Posting fast 10.000 Menschen erreicht, bei einer Follower-Zahl von damals 140! Das beweist also ganz klar, dass Reichweite und Follower-Anzahl nicht identisch sind.
Die meisten Menschen denken, Viralität sei ein Wundermittel, das über Nacht entsteht, unerklärlich ist und für ewigen Ruhm sorgt. Nichts davon stimmt. Aber was ist das eigentlich Viralität? Wie kann man sie für sich nutzen und was darf man nicht erwarten?
Viralität bedeutet, dass ein Inhalt in einem sozialen Medium in kurzer Zeit eine hohe Reichweite erzielt. Es gibt kein absolutes Maß für Viralität. Die einen sagen ab 10.000, andere lassen es erst ab einer Millionen gelten. Für mein Posting verwende ich den Begriff „borderline viral“. Eine Reichweite von 9.613 in nur drei Tagen, das schaffen die wenigsten Accounts dieser Größenordnung.
Welche Eigenschaften besitzen Inhalte, die eine hohe Reichweite erzeugen?
Inhalte mit hoher Reichweite finden solchen anklang, weil sie entweder
- besonders aktuell sind,
- provozieren oder polarisieren
- oder der Urheber prominent ist.
Mein Account, von dem ich hier rede, ist nicht prominent. Er hat sich zuvor mit Food beschäftigt und tut es auch weiterhin. Fünf Wochen lang habe ich nichts gepostet, mein Account war algorithmisch tot.
Ausgangssituation
- Alter des Accounts: 9 Monate
- Follower: 140
- Beiträge: 128
- Pause: 5 Wochen
- Bis dahin hatte ich sehr unregelmäßig gepostet, meine Like-Zahlen bewegten sich bei unter 30 pro Beitrag
- Ich hatte keinerlei persönliche Freunde unter den Community-Mitgliedern bei diesem Acccount
- Ich war in einem Massenmarkt mit sehr harter Konkurrenz, die ich mit offensichtlichen Inhalten nicht würde ausstechen können
Keine guten Voraussetzungen, würde man da wohl sagen. Und dennoch ist es mir gelungen. Nachdem ich ein paar Probeinhalte gepostet hatte, recherchierte ich noch intensiver, um ein größeres Thema zu finden, an das ich mich würde anhägen können. Das nennt man Agenda Surfing. Dazu eignen sich die ganz großen Themen unserer Zeit:
- Female Shift
- Nachhaltigkeit
- Konnektivität
- Achtsamkeit
- Individualisierung
- Globalisierung/Verstädterung
- Gesundheit
- New Work/Arbeit 4.0
Wir sind ständig von diesen Themen umgeben, deshalb fällt es so schwer, sie zu sehen. Ich habe meine hohe Reichweite übrigens mit einem Inhalt aus dem Bereich Gesundheit erzielt. Mein Beitrag wurde dabei zu einer Art Plattform. Denn die Leute haben fast gar nicht mit mir, sondern über den Beitrag und ihre Glaubenssätze diesbezüglich geredet.

Ich habe dir hier die drei Schritte zusammengestellt, mit denen du die Bedürfnisse deiner Zielgruppe erkennen, ansprechen und so hohe Reichweiten erzielen kannst.
#1 Hohe Reichweite auf Instagram: Erkenne und studiere die Bedürfnisse deiner Zielgruppe genau
Wer sind die Menschen, die sich für deinen Inhalt interessieren? Zu welcher Altersgruppe gehören sie? Welches Geschlecht überwiegt? Wo leben sie? Welche Bildung haben sie? Und vor allem: Was ist ihnen wichtig und warum?
Hier kommt nun der oftmals falsch verwendete Begriff der „Authentizität“ ins Spiel. Die Kommunikationstheorie lehrt uns, dass Follower und Meinungsführer sich oft ähnlich sind. Hast du dich jemals gefragt, warum viele erfolgreiche Influencer so in deinen Augen uninteressant sind und dein liebevoll kuratierenter Feed einfach nicht wächst? Weil ein großer Teil der Bevölkerung sich darin wiedererkennt oder erkennen möchte.
Das erklärt auch, warum so viele Unternehmens-Accounts ihre Reichweite einkaufen müssen. Sie setzen sich nicht mit den Bedürfnissen ihrer Zielgruppe auseinander. Gerade Unternehmen gehen an Social Media mit einer fordernden Haltung heran, als ob die Welt auf ihre Produktfotos gewartet hätte. Kurze Info: Wenn ich Produktfotos will, gehe ich in den Shop.
Im Internet suchen Kunden etwas ganz anderes: Information (Google) oder Inspiration (Soziale Netzwerke).
#2 Hohe Reichweite auf Instagram: Finde den Schmerzpunkt deiner Zielgruppe, das Thema, das ihre Gefühle anspricht
Was bewegt die Menschen, die du ansprechen willst? Was sind ihre Glaubenssätze, die du erschüttern kannst? Ist dir schon mal aufgefallen, dass häufiger Dinge viral gehen, die negativ und überhaupt nicht lustig sind? Gute Beispiele dafür sind etwa Great Thumberg und der Klimawandel, die Diskussion um Political Correctness oder die Gender Pay Gap. Solche „Aufreger“-Themen sind es, die du ansprechen musst, um in diesem unübersichtlichen Feld der Meinungsmärkte gesehen zu werden. Du musst aber nicht zur BILD-Zeitung werden, keine Sorge. Was dein Aufreger-Thema ist, hängt von der Nische ab, in der du dich bewegst. Hast du die Schmerzen deiner Zielgruppe erkannt, setze sie für dich ein. Nimm ihre Fragen auf. Stell dich auch ihre Seite und biete ihnen die Lösung an.
#3 Hohe Reichweite auf Instagram: Finde das Thema, das in den Medien gerade dazu diskutiert wird und betreibe Agenda Surfing
Kommen wir kurz zurück zu meinem Account. Beim Thema gesundes Essen werden viele emotional und gehen eben nicht in die Tiefe. Die meisten fragen nicht nach, sondern verlassen sich auf das, was ihnen das Marketing verspricht. So war es auch in diesem Fall. Durch eine intensive Recherche fand ich das ein Thema, das größer war als das Thema, das ich bisher auf meinem Account bespielt hatte. Es gab allerdings eine gemeinsame Schnittmenge. Das ist insofern wichtig, als dass dein Thema sich leicht in eines der bestehenden Megatrend-Themen integrieren lassen sollte.
Finde also Beiträge in allen Medien, die in irgendeiner Weise mit deinem Thema kompatibel sind. Finde das dazugehörige Massenthema. Studiere genau die Argumentationslininen, die von unterschiedlichen Seiten dazu vorgetragen werden. Finde die dominante und finde heraus, wie diese dominant werden konnte. Nur weil ein Argument sich durchsetzt, heißt es nicht, dass es richtig ist. Es kann sogar falsch sein. Wenn du herausfindest, dass das Argument falsch ist: Bingo! Dann hast du deinen Ansatzpunkt gefunden. Denn jetzt kannst du richtig für Gesprächsstoff sorgen.
Wenn du nun alle Schritte befolgt und dein Themengebiet ausführlich abgesteckt und den Inhalt mit dem höchsten Potenzial identifiziert hast, dann bleibt dir nur noch eins übrig: Surfe auf der von den Medien gesetzten Agenda mit hoher Frequenz. Sich auf den Lorbeeren auszuruhen bringt dir nichts. Du musst immer wieder nachsetzen. Formuliere deine Statements um. Hier ist jetzt Texthandwerkszeug gefragt.
Das war mein Ergebnis:
Nachdem ich erkannt hatte, was die Gemeinschaft, in der sich mich bewege, spaltet, habe ich ein paar Postings eingestellt, die genau in diese Kerbe schlagen. Das hier ist der Beitrag, den ich eingestellt habe am Abend.

Das ist der Beitrag 2 Tage später. Innerhalb von 48h ging ein einzelner Beitrag borderline viral und erreichte über 9.600 Menschen.

Und das bei einer Followeranzahl von damals 140. Innerhalb eines Monats wuchs meine Followeranzahl um 70 Prozent und weitere Beiträge erreichten ebenfalls Reichweiten im vierstelligen Bereich.

Aber nicht nur die Reichweite ist beeindruckend. Besonders spannend ist es, wenn jemand deinen Inhalt als so wertvoll empfindet, dass er ihn jemand anderes weiterempfiehlt (Papierfliegersymbol). Das nenne ich mal Social-Media-Gold!
Vier Wochen nach diesem Ereignis hatte ich eine groß angelegte Fallstudie zu diesem Thema für meine Website verfasst und kleine Informationshäppchen daraus für meinen Instagram-Account produziert. Marke, Thema und Community hatten sich gefunden.
Und das geschah, als ich mehr Beiträge in der Art einstellte:
„Deiner (Beitrag) ist der erste , den ich lese , der der Wahrheit entspricht.“
„Sehr guter Beitrag!“
„Wenigstens mal eine, die das richtig deutet.“
„Sehr gut recherchiert“
„danke voll gut gemacht“
Das sind Ausschnitte aus den Originalkommentaren meiner Community. Ich habe ihnen Informationen geliefert, die sie brauchten. Im Marketing-Sprech nennt man das Mehrwert. Ich nenne es lieber wertvolle Information.
Insgesamt konnte ich mit meiner Methode eine Reichweite von über 12.000 innerhalb einer Woche verbuchen.

Und nicht nur das. Auch meine Website durfte sich über zusätzlichen Traffic freuen.

Und nur ein paar Wochen unregelmäßigen Postens später überschritt dann ein einzelner Beitrag auch endlich die 10.000er-Reichweite.

Du siehst also, dass es möglich ist, mit einem kleinen Account und dem richtigen Thema viele Menschen zu erreichen.
Wenn du auch solche Reichweiten erzeugen und derartige Reaktionen deiner Community möchtest, dann sollten wir reden.